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Lass das Baby schreien - Liebevolle Zuwendung statt harter Erziehungsmythen

Aktualisiert: 29. März


liebevolle Eltern geborgenes Baby

Warum glauben viele Menschen im Westen noch immer, dass Babys schreien lassen sinnvoll sein könnte?


Auch wenn die westliche Gesellschaft traditionell oft die Idee vermittelt, dass frühe Selbstständigkeit durch Abhärtung und „Schreienlassen“ erzielt werden kann – die moderne Psychologie, Entwicklungsforschung und interkulturelle Vergleiche zeigen eindeutig, dass genau das Gegenteil der Fall ist.


Liebevolle Zuwendung, Trost und unmittelbares Reagieren auf kindliche Signale stärken langfristig die psychische Gesundheit und soziale Kompetenz eines Kindes. Indem Eltern also auf ihre natürlichen Impulse hören und dem Weinen ihres Kindes liebevoll begegnen, legen sie die Grundlage für eine emotional gesunde und stabile Persönlichkeit – und genau das wünschen wir uns doch alle für unsere Kinder. Obwohl wissenschaftliche Erkenntnisse und intuitive Elterninstinkte zeigen, dass es besser ist, Babys nicht schreien zu lassen, halten sich im westlichen Kulturkreis hartnäckige Annahmen und Überzeugungen, die das Gegenteil suggerieren. Doch woher stammen diese Vorstellungen eigentlich?


Annahme 1: „Selbstständigkeit fördern“

Ein weitverbreiteter Glaube ist, dass Babys „verwöhnt“ würden, wenn man ständig auf ihr Weinen eingeht. Der Wunsch, ein unabhängiges und selbstständiges Kind zu erziehen, führt dazu, dass Eltern bewusst auf emotionale Distanz setzen. Diese Vorstellung hat ihren Ursprung teilweise in pädagogischen Ansätzen aus dem frühen 20. Jahrhundert, besonders geprägt durch Erziehungsratgeber von Autoren wie Johanna Haarer, deren Ansichten bis heute in Teilen der Gesellschaft Spuren hinterlassen haben.


Annahme 2: „Babys manipulieren bewusst“

Viele Eltern und sogar Erziehungsexperten glaubten lange, dass Babys bewusst manipulativ seien und durch Schreien ihre Eltern gezielt kontrollieren wollen. Daraus entstand die Annahme, dass man Babys das Schreien „abgewöhnen“ müsse, um nicht deren „Sklave“ zu werden. Heutige Entwicklungspsychologie widerlegt diese Behauptung klar: Säuglinge besitzen in ihrem jungen Alter noch gar nicht die nötige kognitive Fähigkeit, bewusst zu manipulieren oder Kontrolle auszuüben.


Annahme 3: „Die Lungen stärken“

Eine verbreitete Volksweisheit lautet, Schreien würde die Lungen des Kindes stärken oder sogar die Atemwege erweitern. Diese Vorstellung stammt aus Zeiten, in denen medizinisches Wissen begrenzt war und falsche Zusammenhänge hergestellt wurden. Moderne Kinderärzte erklären eindeutig, dass diese Annahme medizinisch haltlos ist und Schreien schadet, als gesundheitliche Vorteile bringt.


Annahme 4: „Schlaftrainings und Disziplin“

Auch sogenannte „Schlaftrainings“ basieren auf der Annahme, dass Babys lernen müssten, alleine ein- und durchzuschlafen, indem man sie bewusst weinen lässt („Ferber-Methode“ oder „kontrolliertes Schreienlassen“). Eltern folgen diesen Methoden oft aus der Hoffnung heraus, endlich ruhigere Nächte zu bekommen. Neuere Studien (z.B. Middlemiss et al., 2012) zeigen jedoch, dass Babys durch diese Methoden zwar irgendwann aufhören zu weinen, ihr Stresslevel aber hoch bleibt. Das Kind lernt nicht etwa, alleine beruhigt zu schlafen, sondern eher, dass Hilfe nicht zuverlässig verfügbar ist.


Annahme 5: „Eltern brauchen klare Grenzen“

Manche Eltern glauben, sie müssten von Anfang an klare Grenzen setzen, um später keine Schwierigkeiten zu haben. Sie denken, auf Schreien direkt zu reagieren, würde langfristig die elterliche Autorität untergraben. Diese Annahme basiert auf Vorstellungen einer strengen Hierarchie zwischen Eltern und Kind, die in westlichen Gesellschaften lange dominierte, inzwischen jedoch durch bindungsorientierte Erziehungskonzepte zunehmend hinterfragt wird.


Ein Baby bewusst schreien zu lassen, ist emotional belastend für beide Seiten

Diese zusätzlichen Annahmen und deren Ursprünge zeigen deutlich, dass veraltete Mythen und Fehlinterpretationen psychologischer und medizinischer Zusammenhänge lange nachwirken können – trotz klarer wissenschaftlicher Gegenbeweise. Die Erkenntnis darüber kann Eltern helfen, bewusster und empathischer mit dem Weinen ihrer Babys umzugehen.



Wissenschaftliche Referenz: Middlemiss, W., Granger, D.A., Goldberg, W.A., & Nathans, L. (2012): Asynchrony of mother–infant hypothalamic–pituitary–adrenal axis activity following extinction of infant crying responses induced during the transition to sleep. Early Human Development, 88(4), 227–232.




Warum man Babys nicht schreien lassen sollte – Wissenschaftliche Erkenntnisse und Perspektiven aus anderen Kulturen


Moderne psychologische Erkenntnisse, Studien und interkulturelle Vergleiche zeigen eindeutig, dass das Schreienlassen von Babys nachhaltige negative Folgen haben kann.


Warum weinen Babys überhaupt?

Babys weinen, um ihre Bedürfnisse zu signalisieren: Hunger, Müdigkeit, Nähe- und Sicherheitsbedürfnisse oder auch Schmerzen. Sie besitzen in ihren ersten Lebensmonaten noch nicht die Fähigkeit, sich anders auszudrücken. Schreien ist somit eine lebenswichtige, evolutionär entwickelte Kommunikationsform. Ignoriert man diese Signale, vermittelt man dem Kind unbewusst, dass seine Bedürfnisse unwichtig seien und seine Bindungspersonen nicht zuverlässig reagieren.


Psychologische Erkenntnisse zur Bindungstheorie

Die Bindungstheorie, entwickelt von John Bowlby und Mary Ainsworth, unterstreicht die immense Bedeutung von verlässlichen Bezugspersonen in der frühkindlichen Entwicklung. Laut dieser Theorie bildet das Kind in den ersten Lebensjahren eine sichere oder unsichere Bindung zu seinen Bezugspersonen.

Wird ein Baby regelmäßig ignoriert oder absichtlich weinend zurückgelassen, kann dies zu einer sogenannten „unsicheren Bindung“ führen. Langfristige Konsequenzen reichen dabei von Angststörungen und Depressionen bis hin zu Problemen im Sozialverhalten. Studien, darunter jene von van IJzendoorn und Sagi-Schwartz (2008), konnten deutlich aufzeigen, dass konsequentes Reagieren auf Weinen im ersten Lebensjahr zur Entwicklung sicherer Bindungen führt und somit die emotionale und soziale Entwicklung entscheidend fördert.


Stresshormone und neurologische Entwicklung

Schreit ein Baby längere Zeit ohne Trost, produziert es das Stresshormon Cortisol. Die Hirnforschung belegt, dass chronisch erhöhte Cortisolwerte sich langfristig negativ auf die Gehirnentwicklung auswirken können. Laut einer Studie von Gunnar und Quevedo (2007) führt hoher Stress in den frühen Lebensmonaten sogar dazu, dass die Entwicklung des Gehirns beeinträchtigt wird, insbesondere Bereiche, die für die emotionale Regulation und das Sozialverhalten zuständig sind.


Kulturelle Vergleiche – Ein Blick über den westlichen Tellerrand hinaus

Ein Blick auf andere Kulturen macht deutlich, dass Babys dort praktisch nie allein gelassen werden, wenn sie weinen:


  • Indigene Gemeinschaften Bei Völkern wie den Yequana im Amazonasgebiet, die Jean Liedloff in ihrem Buch „Auf der Suche nach dem verlorenen Glück“ beschreibt, wird jedes Weinen als unmittelbarer Ausdruck eines Bedürfnisses verstanden, und Babys werden ständig körpernah getragen. Untersuchungen an solchen Gemeinschaften zeigen deutlich niedrigere Stresslevel bei Säuglingen und Kindern und eine bemerkenswerte soziale Integration von Kindesbeinen an.

  • Japanische Kultur In Japan ist es ebenfalls völlig unüblich, ein Baby weinen zu lassen. Japanische Mütter reagieren äußerst sensibel auf kindliche Bedürfnisse und sehen das schnelle Beruhigen und Trösten als zentralen Bestandteil ihrer Erziehung. Laut Forschungen von Rothbaum et al. (2000) fördert diese Praxis ausgeglichene, empathische Kinder, die später sozial integriert und weniger anfällig für psychische Störungen sind.


Moderne Forschung unterstützt intuitive elterliche Instinkte

Moderne neurologische, entwicklungspsychologische und kulturvergleichende Forschungen bestätigen, was viele Eltern intuitiv bereits fühlen: Ein Baby bewusst schreien zu lassen, ist emotional belastend für beide Seiten. Nicht nur das Kind leidet, sondern auch Eltern fühlen sich oft unwohl dabei, da sie instinktiv spüren, dass Trost und Nähe für ihr Kind elementar sind.


Der Entwicklungspsychologe Dr. Herbert Renz-Polster verdeutlicht in seinem Buch „Kinder verstehen“, dass das Eingehen auf kindliche Bedürfnisse ein evolutionär tief verankerter Impuls ist. Eltern fühlen instinktiv, dass ein tröstender Kontakt langfristig Sicherheit, Selbstvertrauen und emotional stabile Persönlichkeiten schafft.






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